Otto Glöckel war DER Wiener Schulreformer und modernisierte und demokratisierte das österreichische Schulsystem nach dem Ersten Weltkrieg. Sein Ziel war es, allen Kindern, unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer sozialen Lage, eine optimale Bildungsentfaltung zu sichern. Diese Vision führte ihn dazu, sich für die Gesamtschule einzusetzen, die alle 10- bis 14-Jährigen gemeinsam unterrichten sollte. Darüber hinaus war er ein Gegner der kirchlichen Einflussnahme auf die Schule und forderte eine strenge Trennung von Kirche und Staat. Seine Reformen fanden insbesondere in Wien statt, wo er als Präsident des Stadtschulrates wirkte. Die Wiener Schulreform galt als Modell für die Reformpädagogik der Zwischenkriegszeit und leistete einen bedeutenden Beitrag zur Modernisierung des österreichischen Schulwesens.

Aus diesem Anlass organisiert die Bildungsdirektion für Wien während seines Jubiläumsjahres verschiedene Veranstaltungen und Initiativen. Diese sollen an sein Erbe erinnern und die Bedeutung seiner Reformen für die Bildungslandschaft in Wien und darüber hinaus würdigen. Glöckels Vision einer inklusiven und demokratischen Bildung für alle bleibt auch heute noch relevant und inspiriert weiterhin Bildungsreformer weltweit.

Es war wunderbar anzusehen, wie der Mann, der im Alltag nur mit Ministern und Politikern zu tun hatte, in wenigen Augenblicken den Weg zum Herzen der Kinder fand, der großen und der ganz kleinen.

Wilhelm Stemmer

Freie Lehrerstimme vom 20. Juli 1945.
Verlag: Zentralverein der Wiener Lehrerschaft. Wien.